Städtisches Gymnasium Ahlen

Schule im Herzen der Stadt

Förderpreis 2016/2017

Unsere Teilnahme am alljährlichen Förderpreis für Junge Kunst des Kunstvereins Ahlen und der Sparkasse Ahlen hat sich auch dieses Jahr wieder gelohnt. Die Qualität der ausgezeichneten Arbeiten sticht aus über 100 eingereichten Arbeiten heraus. Alle 3 Preise sowie eine Belobigung gehen dieses Jahr an Schülerinnen aus Kunstkursen des Städtischen Gymnasiums Ahlen.

Der Förderpreis 2016 wurde nach intensiver formaler und inhaltlicher Diskussion von der Jury in einen ersten und zwei zweite Preise geteilt und im Janauar 2017 verliehen.   

 

Unsere Preisträgerinnen

©Matt


Der erste Preis wurde Cidgem Erboga (koop. LK Q2 Mattern) für ihre Arbeit  „Ich-Heute“ zuerkannt.

©Matt

Begründung:

Entlang eines langen Fadens, der sich über eine genagelte Spur auf schwarzer  bemalter Holzplatte aufspannt, entwickelt Cigdem Erboga eine ebenso präzise wie kompositorisch hochwertige Zeichnung, die weiß über dem schwarzen Grund dem Betrachter kontrastreich entgegentritt. Folgt man dem Titel „Ich – Heute“ und den indizierten Ikons, die auf der Platte konstruiert werden, wird eine Welt sichtbar, die sich zwischen der Kaaba aus Mekka, den Umrissen Syriens sowie der aufgefalteten Hand unserer Kanzlerin Angela Merkel rund um das Gesicht des mittig gesetzten Ichs konstruiert. Über dem Kopf des „Ich – Heute“ treten dem Rezipienten das Facebook F ebenso wie ein Play Pfeil entgegen und verbinden sich via dem weißen Faden mit dem zentralen Gesicht.
Kleine verschleierte Frauen sowie aufgereihte Miniaturfadenmenschen konkurrieren um die Aufmerksamkeit mit einem männlichen Gesicht rechts oben, aus dessem Mund der weiße Faden eine autoritäre Gewalt in das Bildgeschehen hineinträgt.

In der ausgezeichneten Arbeiten verbinden sich digitale und analoge, kryptische und kritische, biografische und historische Elemente in Linien zu einer spannungsgeladenen Reflektion, die dem Titel des „Ich –Heute“ mehr als gerecht wird. Trotz teilweise eindeutiger Bild und Zeicheninformationen sowie ikonischer Simplizität bleibt die gekonnte Raumzeichnung immer ein Kunstwerk mit nicht restlos klärbaren Gehalt – ein Kunstwerk, das Fragen an Biographie und künstlerische Komposition zugleich stellt.

Ein zweiter Preis wurde Nele Ziemer (koop. LK Q2 Mattern) für ihre Arbeit „Mann und Frau“ zuerkannt.

©Matt

Begründung:

Nele Ziemers malerische Zeichnung zeigt ein großformatiges „Mannriesenbaby“ in extremer Aufsichtsperspektive. Es gelingt Ziemer mit einem ebenso leichten wie freien und dennoch präzisen Strich eine perspektivische Verzerrung festzuhalten, dessen Ausdruck unkonstruiert und selbstverständlich wirkt. Ihre drastisch gelbtonale Farbenwahl wird kontrastreich zum adäquaten Rot des roten Weins und des spitzen Brustpaares inszeniert. Ein taumelndes nacktes Fußpaar neben dem Kopf des Mannes mit kleinstem Zipfel (im Bilde ganz unten) verweist auf eine trunkene Szene zwischen Trance und Tanz.

Dabei – und darin liegt die hohe Qualität ihrer Arbeit – wirkt ihr Kunstwerk zu keinem Zeitpunkt plakativ und herbeigezogen – ihre Strichführung befreit den Betrachtenden von einem moralisierenden Urteil und bleibt dem Ausdruck verpflichtet, der die sklavische Wiedergabe des Sichtbaren freimütig und expressiv überwindet. Ihre Ölzeichnung wirkt dabei weder kontrolliert noch bemüht rotzig und so öffnet sie einen bildhaften und vergnüglichen Zugang zu einem freien Rauschen der Wirklichkeit eines Lebens, in dem sich baumelnde nackte Füße neben dem „Riesenmannbaby“ mit postinfantilen Strichen gesellen können, dürfen und auch sollen.

Ein zweiter Preis wurde Ayyüce Cekic (GK Q2 Schäper)für ihre Arbeit „Das Leben ist kein Spiel“ zuerkannt.

©KunstVerein

Begründung:

„Das Leben ist kein Spiel“ ist ein siebenminütiges Video, welches sich an der partizipativen Wirklichkeit spielbarer Lebensentwürfe einer handelsüblichen Playstation orientiert.

Anders als die digitalen Vorbilder, welche in hochauflösender wirklichkeitsimitierender Bilderfolge eine postreale virtuelle Welt konstruieren, entwickelt Ayyüce Cekic mit ihrem Video ein Pseudo-videospiel, welches sich entlang finsterer Alternativen einigen Zielen nähert.

Technisch ist der gutkonstruierte Witz ihrer Arbeit ein analoges handschriftliches Verfahren am Tricktisch. Hier werden Zettel nebeneinander arrangiert, die mögliche Zukunftsperspektiven nebeneinanderstellen. So werden berufliche Perspektiven wie Bundeswehr, Jura oder Lehramt nebeneinandergestellt und die uns vertraute Computer-Maus klickt sich einen vorgegebenen und nur pseudopartizipativen Weg durch das Universum der Möglichkeiten. Ihr Videofilm gibt dabei einen überraschenden Weg vor – der Betrachter kann nur zuschauen und nie selbst teilnehmen oder interagieren und wird so zum Beobachter teilweise verheerender Entscheidungen.

Das Leben ist kein Spiel – aber ein herausragendes Kunstwerk von Cekic, die der digitalen Gameshow eine reflektierte analoge und mehr als sehenswerte ZETTELWIRTSCHAFT gegenüberstellt.

Die Jury hat Joline Diekneite (koop. LK Q2 Schäper) für ihr Zeichenbuch eine lobende Anerkennung ausgesprochen.


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