KlassenFeind (2016)
Geerbte Hoffnungslosigkeit
Von Peter Schniederjürgen (WN) Ahlen, 05.07.2016
Fotos: ©Matt/Schäper
Die Schüler des Literaturkurses Q1 am Städtischen Gymnasium haben sich mit „Klassen Feind“ von Nigel Williams schwere Kost vorgenommen. Das Stück verlangte den jungen Schauspielern viel ab. Diese Sprache hat die ehrwürdige Aula des Städtischen Gymnasiums wohl noch nie gehört. Das böse „Fxxk“-Wort und noch einiges mehr. Da war „Scheiße“ noch das harmloseste, was in der Aufführung des Literaturkurses Q1 am Montagabend fiel. „Klassen Feind“ heißt das Stück aus der Feder von Nigel Williams , das 1978 entstand und als eines der wichtigsten Werke in England gilt. Diesen schwierigen Stoff setzte der Kurs unter der Regie von Marita Schäper um.
Das unglaublich komplexe Stück handelt von der Ausgrenzung, die Jugendliche am Rande der Wohlstandsgesellschaft erfahren. Als Kinder der sogenannten gescheiterten Existenzen schämen sie sich für ihre Eltern und haben deren Hoffnungslosigkeit praktisch geerbt. Ihren Frust und ihre Aggression richten sie gegen ihre Lehrer, die sie eben als den Klassenfeind ansehen.
Die sechs Jugendlichen haben sich gefunden und sind zu einer starken Gruppe verwachsen. Sie fliehen mit Drogen, Sex und Exzessen aller Art vor dem gesellschaftlichen Druck. Mit unüberlegter Heldenverehrung und blindem Mitmachen rutschen sie in einen selbstzerstörerischen Wahn. Der lässt keine Freundschaft, sondern nur eine Hackordnung zu.
„Klassen Feind“ ist ein düsteres Stück, das den jungen Darstellern viel abverlangte. „Wir haben es in fast ganzer Länge einstudiert“, erklärte Lehrerin und Regisseurin Marita Schäper. Um das Stück so zu inszenieren, sei eine umfangreiche Vorbereitung nötig gewesen: „Da danken wir der AVA für den Übungsaufenthalt auf Haus Nottbeck. Nur dort fanden wir die geeigneten Bedingungen.“